Das verraten (Sex) Dating Apps über Sex und Liebe

Die Fragen, die es auf der Webseite OkCupid zu beantworten gilt, können teilweise nicht prekärer sein. Der Mitbegründer Christian Rudder bezeichnet die Webseite als “The best free dating site on earth” Und die beste Datingseite der Welt will zwar nicht von jedem Menschen dieser Welt, aber von ihren Nutzern ziemlich persönliche Antworten auf explizite Fragen haben. Das Erstaunliche: Die User sind kooperativ und beantworten zum Beispiel Fragen, ob jemals eine Abtreibung stattgefunden hat. Das Ganze schmipft sich Self-Branding und definiert das zur Schau stellen der eigenen Marke. Visuell? Nein, ganz und gar nicht. Denn im Gegensatz zu Apps wie Tinder, geht es bei OkCupid nicht darum, oberflächlich zu bewerten sondern sich in Textform zu präsentieren.

Mehr als 3 Milliarden Worte sind auf der Plattform bereits geschrieben worden. Worüber? Zum Beispiel über die eigenen Vorlieben. Ob man lieber Hunde oder Katzen mag, was man gern in der Freizeit tut, auf welche Dinge man keinesfalls verzichten will, welche sexuelle Orientierung existent ist oder ob man übergewichtig ist. Diese und viele weitere Aspekte werden im persönlichen Nutzerprofil niedergeschrieben. Doch damit nicht genug, denn die Dating-Plattform will noch mehr wissen. Schließlich verspricht der Anbieter auf diese Weise viele Paare zusammenzubringen. Und das ganz ohne Persönlichkeitstest.

Zwar handelt es sich bei OkCupid definitiv nicht um die größte Singlebörse im Netz, jedoch sind inzwischen mehr als 5 Millionen Nutzer dabei, um sich schriftlich zu offenbaren und die persönlichen Daten in Dates umzuwandeln. Indem sie Fragen stellen und beantworten. Jeder Nutzer hat die Möglichkeit, Fragen zu formulieren und diese zu stellen. Gleichzeitig habe alle User auch die Möglichkeit, die ihnen gestellten Fragen zu beantworten. Auf diese Weise verspricht der Anbieter das perfekte Match. Nach eigenen Aussagen resultieren daraus jeden Abend 30.000 Dates. 10 Prozent dieser Dates bewegen sich in einer längerfristige Beziehung und 200 von Ihnen werden sogar heiraten. Hört sich natürlich zunächst großartig an. Doch wo werden dabei eigentlich die Grenzen gezogen? Die Frage danach, ob man auch ein Date mit einer Person eingehen würde, welche schon einmal rassistische Äußerungen getätigt hat, beantwortet kaum jemand mit “Ja”. Doch wie kommt es dann, dass die User, welche sich im eigenen Profil als “schwarz” bezeichnen, 75 Prozent weniger Kontaktanfragen bekommen?

Im Gegensatz zu Tinder geht es bei OkCupid nicht um das Aussehen, sondern um das Bekenntnistier Mensch, welches sich in schriftlicher Form präsentiert. Doch auch hier zeichnen sich oberflächliche Verhaltensmuster ab. Darüber hinaus stellst sich natürlich auch die wichtigste Frage, inwiefern die Fragen wahrheitsgemäß beantwortet wurden. Denn eines kann die Seite nicht: Unwahrheiten herausfiltern. Dafür ist es auf der Webseite üblich, dass der Nutzer bei einem Match angeben muss, welche Fragen er von seinem Gegenüber akzeptiert und welche nicht. Ebenfalls geben die User an, für wie wichtig sie die einzelnen Fragen halten. Dabei kommt es natürlich unweigerlich zu Übereinstimmungen. Hier gilt: Je mehr gleiche Antworten abgegeben werden, desto höher ist die Chance, dass die “Kandidaten” aufeinander aufmerksam werden. Rudder hat sich in den letzten Jahren nicht nur damit beschäftigt die Daten seiner eigenen Webseite auszuwerten, sondern tat dies auch in Bezug auf andere Online-Partnerbörsen. Bei seinen Auswertungen ist er zu dem Entschluss gekommen, dass die Liebe noch weit entfernt ist von einer vorurteilsfreien Welt.

An dieser Stelle stellt sich natürlich die Frage, welche der beiden Portale sich eher für die eigene Person eignet. Zwar lassen sich auf Plattformen wie OkCupid schnell und einfach unehrliche Antworten geben, jedoch umfasst auch der visuelle Aspekt auf Tinder keinesfalls die ganze Wahrheit. Wenn es darum geht das Self-Branding zu initiieren, dann ist und bleibt der Mensch darauf versessen, dass die eigene Marke so positiv wie möglich präsentiert wird. Sonst wäre es ja schließlich auch keine Werbung. Negatives wird schließlich nicht beworben. Und die positive Eigendarstellung lässt sich sowohl über Fotos, als auch in Textform realisieren. Letztendlich kommt es darauf an, was der Mensch auf der anderen Seite erwartet, welche Vorurteile er hat und was er sich vorstellt. Kommt es dabei nicht zum Match, kann selbst die beste Partnervermittlung der Welt nicht für Liebe sorgen.